Das zentrale Thema linker Politik ist der Einsatz für unterdrückte Gruppen (bzw. für die Gruppen, die laut linkem Narrativ unterdrückt sind). In der Geschichte waren das meistens „die Arbeiter“, später wurden daraus die Frauen, die Homosexuellen und in jüngerer Zeit die Muslime. Im linken Narrativ sind diese Gruppen nicht nur (immer noch) unterdrückt, sondern halten auch zusammen gegen ihre Unterdrücker. Da muss es ein heftiger Schock gewesen sein, als in Orlando Omar Mateen, ein Muslim, plötzlich 49 Homosexuelle tötete. Noch schlimmer für das eigene Weltbild wäre es wohl nur, wenn „die Arbeiter“ der AfD zur Machtergreifung verhelfen oder ein Transsexueller einen Gorilla tötet.
Allerdings finden sich schnell Erklärungen für Ereignisse, die das eigene Weltbild ins Wanken bringen könnten. Für den Aufschwung von Rechtspopulisten ist der Neoliberalismus schuld, für den islamistischen Terror ist die westliche Außenpolitik schuld, und die islamische Homophobie existiert überhaupt nicht. So zumindest die Erklärung für das Phänomen der islamischen Homophobie. Obwohl es in der islamischen Welt viel Anschauungsmaterial gibt, brachte das Massaker in Orlando das Thema „Islam und Homosexualität“ wieder in die Medien, und es schlug die Stunde derer, die schon seit Jahren die moderne linke Erklärung heranziehen. Diese lautet ungefähr so: