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Wo sind sie nur, meine Steuergroschen? |
von Gotthilf Steuerzahler
Liebe Leserinnen und Leser,
der deutsche Staat ist bestrebt, die Kenntnisse seiner Mitarbeiter zu verbessern und zu aktualisieren, was sicherlich zu begrüßen ist. Zu diesem Zweck bieten Bund und Länder ihren Bediensteten eine Vielzahl von Fortbildungsmöglichkeiten an. Durchgeführt werden die entsprechenden Lehrgänge und Seminare in eigens dafür vorgesehenen staatlichen Fortbildungsakademien.
Wie im föderalen Staat üblich, betreiben Bund und Länder die Fortbildung ihrer Mitarbeiter jeweils eigenständig und unabhängig voneinander, mit dem Ergebnis, dass es über ganz Deutschland verteilt eine Vielzahl solcher Fortbildungsakademien von hotelähnlichem Zuschnitt gibt.
Als ob diese Zersplitterung nicht schon schlimm genug wäre, haben einige Bundesländer sich gleich mehrere Fortbildungseinrichtungen zugelegt.
Ein großes Bundesland beispielsweise besitzt eine Fortbildungsakademie für die Finanzverwaltung, eine für die Justizverwaltung, eine für die staatliche Bauverwaltung, eine für die Hochschulen und eine für alle übrigen Verwaltungszweige. Kostenorientiertes Denken steht beim Staat halt nicht besonders hoch im Kurs.
Hotelunterbringung trotz schwacher Auslastung einer Akademie Aus diesem Bundesland wurde vor einigen Jahren eine Geschichte bekannt, über die man sich als geplagter Steuerzahler wirklich aufregen kann. Bei der Überprüfung einer Fortbildungsakademie stellte sich heraus, dass die Einrichtung nur schwach ausgelastet war (zwischen 20 und 60 Prozent der Kapazitäten). Gleichwohl hatte die Akademie einen Teil ihrer Seminare für teures Geld in Hotels ausgelagert. Zur Begründung hierfür berief sich die Akademie darauf, dass bei den häufig angebotenen dreitägigen Seminaren regelmäßig mittwochs Engpässe entstünden: Mittwochs sei der Beginn der neuen Drei-Tage-Seminare; die Seminarräume seien aber noch von den am Montag begonnenen Seminaren belegt. Daher müsse auf Hotels ausgewichen werden mit der Folge von Leerständen in der Fortbildungseinrichtung. Das zuständige Ministerium machte der Fortbildungsakademie daraufhin Druck, um Auslagerungen in Hotels überflüssig zu machen. Und siehe da, durch Reduzierung der Seminartage von drei auf zwei sowie Aufteilung der fünftägigen Seminare in dreitägige und zweitägige Blöcke ließen sich die Engpässe an den Mittwochen und damit die Auslagerungen vermeiden! Darauf hätte man auch schon früher kommen können, wie ich meine. Zum Beispiel wenn man gezwungen gewesen wäre, seine Kosten im Griff zu behalten wie in der Privatwirtschaft. Aber beim Staat kommt es auf die Kosten ja nicht entscheidend an!
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Ihr
Gotthilf Steuerzahler
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